(Gefunden im Adonai-Forum)
Devi sagt:
O Shiva, was ist deine Wirklichkeit?
Was ist dieses wundererfüllte Universum?
Was lässt den Samen entstehen?
Wer bildet den Mittelpunkt des universellen Rades?
Was ist dieses Leben außerhalb aller Form, das alle Form durchdringt?
Wie können wir ganz darin aufgehen, erhaben über Raum und Zeit, über Name und Beschreibung?
Lass mich meine Zweifel erhellen.
Shiva antwortet:
(Devi hat, obwohl sie bereits erleuchtet ist, die vorhergehenden Fragen gestellt, auf dass andere innerhalb des Universums Shivas Belehrungen empfangen können. Nun folgt Shivas Antwort, welche die hundertundzwölf Wege darlegt.)
Strahlende, diese Erfahrung dämmert wohl zwischen zwei Atemzügen. Nachdem der Atem hineingeströmt ist (nieder) und gerade, bevor er aufsteigt (hinaus) - die Wohltätigkeit.
So wie der Atem von unten nach oben steigt und als Atem von oben herniederzieht - durch diese beiden Bewegungen erkenne.
Oder, wenn immer Einatmen und Ausatmen sich verbinden, so berühre in diesem Augenblick das kraft-freie, kraft-erfüllte Zentrum.
Oder wenn der Atem ganz draußen ist (oben) und von selbst anhält, oder ganz drinnen (unten) und anhält - in solch einer universellen Pause verschwindet das kleine Selbst. Dies ist nur für die Unreinen schwierig.
Betrachte deine Essenz als Lichtstrahlen, die von Zentrum zu Zentrum (von Chakra zu Chakra) die Wirbelsäule hochsteigen, und so erhebt sich das Leben in dir.
Oder in den Räumen dazwischen fühle dieses als Aufleuchten.
Devi, imaginiere die Sanskrit-Lettern, in diesen honigerfüllten Brennpunkten des Gewahrseins, zuerst als Buchstaben, dann in subtiler Form als Töne, dann als das zarteste Empfinden. Dann, indem du alles dieses beiseite lässt, sei frei.
Die Aufmerksamkeit auf den Punkt zwischen den Augenbrauen lässt den Geist von dem Denken sein. Lass die Form sich füllen mit Atem-Essenz bis zum Scheitel des Kopfes und dort als Licht versprühen.
Oder imaginiere die fünffarbigen Kreise auf dem Schwanz des Pfaus als deine fünf Sinne im grenzenlosen Raum. Und nun lass ihre Schönheit darin schmelzen. In ähnlicher Weise verfahre mit irgendeinem Punkt im Raum oder an einer Wand - bis der Punkt sich auflöst. Dann wird dein Wunsch, den du für einen solchen hegst, erfüllt.
Sieh mit geschlossenen Augen dein inneres Wesen in seinen Einzelheiten. Auf diese Weise sieh deine wahre Natur.
Lege deine ganze Aufmerksamkeit in den Nerv im Zentrum des Rückgrats, der zart ist wie ein Lotosfaden. Auf solche Weise werde verwandelt.
Wenn du die sieben Öffnungen des Kopfes mit deinen Händen verschließest, so wird ein Raum zwischen deinen Augen allesumfassend.
Wenn man die Augäpfel wie eine Feder berührt, so öffnet sich das Licht zwischen ihnen dem Herzen und ergießt sich von dort in den Kosmos.
Bade im Zentrum des Klanges wie in dem ununterbrochenen Ton eines Wasserfalls. Oder höre, indem du die Finger in die Ohren steckst, den Ton der Töne.
Intoniere leise den Ton, wie a-u-m. Wenn der Ton in die Fülle des Klanges hinaustritt, so tue desgleichen.
Zu Beginn und in den stufenweisen Läuterungen des Tones eines jeden Buchstabens werde gewahr.
Wenn du Saiteninstrumenten lauschest, so höre ihren zusammengesetzten zentralen Ton; auf diese Weise sei allgegenwärtig.
Intoniere einen hörbaren Ton, der nach und nach weniger hörbar wird, so wie das Empfinden sich in diese stille Harmonie vertieft.
Stelle dir den Geist gleichzeitig in dir und um dich herum vor, bis das ganze Universum sich vergeistigt.
Liebenswürdige Devi, tritt ein in die ätherische Gegenwart, die alles weit über und unter deiner Form erfüllt.
Gib den Stoff des Geistes in diese unaussprechliche Feinheit im Oben, im Unten und in deinem Herzen.
Betrachte jeden Bereich deiner gegenwärtigen Form als räumlich unbegrenzt.
Fühle deine Substanz, Knochen, Fleisch und Blut, gesättigt mit kosmischer Essenz.
Denke dir deine passive Form als einen leeren Raum mit Wänden von Haut - leer.
Gesegnete, wenn die Sinne vom Herzen aufgesogen werden, so erreiche die Mitte des Lotos.
Ungeistiger Geist, bleibe in der Mitte - bis.
Wenn du einer weltlichen Tätigkeit nachgehst, so halte deine Aufmerksamkeit (auf den Punkt) zwischen zwei Atemzügen gerichtet, und wenn du in dieser Weise übst, wirst du innerhalb bin wenigen Tagen neugeboren sein.
Sei gerichtet auf das Feuer, das durch deine Gestalt aufsteigt und den Körper von den Zehen bis zur Spitze zu Asche verbrennt, aber nicht dich.
Meditiere über die unwirkliche Welt, als verbrenne sie zu Asche, und werde übermenschlich.
Fühle, wie feine Schöpfungskraft deine Brust durchdringt und zarte Gestaltungen annimmt.
Mit unfühlbarem Atem im Zentrum der Stirn beherrscht, wenn dieser das Herz erreicht im Augenblick des Schlafes, die Träume und selbst den Tod.
So wie - subjektiv gesehen - Buchstaben in Worte zusammenfließen und Worte in Sätze, und wie - objektiv gesehen - Kreise in Welten ausfließen und Welten in Prinzipien, so sollen diese schließlich sich in deinem Wesen sammeln.
Anmutige, spiele, dass das Universum eine leere Hülle ist, in welcher dein Geist ohne Ende fröhlich ist.
Betrachte eine Schale, ohne die Ränder oder das Material zu sehen. In wenigen Augenblicken werde gewahr.
Verharre an jenem Ort, der von endloser Räumlichkeit ist, frei von Bäumen, Hügeln, Wohnstätten. Von dort kommt das Ende der Bedrängnis des Geistes.
Zartherzige, meditiere über das Wissen und Nicht-Wissen, über das Sein und Nicht-sein. Dann lass beides hinter dir, damit du sein mögest.
Schau liebevoll auf ein Ding, geh nicht zu einem anderen Ding über. Hier, in der Mitte dieses Dinges - der Segen.
Fühle den Kosmos als durchsichtige, immer-lebendige Gegenwart!
Mit äußerster Hingabe richte dich auf die zwei Verbindungen des Atems und wisse den Wissenden.
Betrachte den erfüllten Raum als deinen eigenen Körper der Seligkeit.
Während du liebkost wirst, süße Prinzessin, gehe ein in die Liebkosung als in das ewigwährende Leben.
Halte de Tore der Sinne zu, wenn du das Krabbeln einer Ameise spürst. Dann.
Beim Beginn einer sexuellen Vereinigung sei achtsam auf das Feuer am Anfang, und indem du dies fortsetzest, vermeide die glühende Asche am Ende.
Wenn in solch einer Umarmung deine Sinne wie Laub geschüttelt werden, so gehe ein in dieses Schütteln!
Selbst nur in der Erinnerung an die Vereinigung, ohne Umarmung - die Verwandlung.
Wenn du voller Freude einen lang abwesenden Freund wiedersiehst, durchdringe diese Freude.
Wenn du isst oder trinkst, so werde der Geschmack des Essens oder des Getränkes und sei erfüllt.
O Lotosäugige, süß zu Berührende, wenn du singst, schaust, schmeckst, so sei dessen gewahr, dass du bist, und entdecke das Immerwährende.
Wo immer Befriedigung zu finden ist, welche Handlung es auch sein möge, vergegenwärtige dir dies.
Im Augenblick des Einschlafens, wenn der Schlaf noch nicht gekommen ist und die äußere Schwäche verschwindet, an diesem Punkt ist das Sein geoffenbart.
Im Sommer, wenn du den ganzen Himmel in endloser Klarheit siehst, begib dich hinein in diese Klarheit.
Lege dich nieder, als seist du tot. Wenn du rasend bist vor Zorn, so nimm diese Haltung ein. Oder starre, ohne mit der Wimper zu zucken. Oder lutsche etwas und werde das Lutschen.
Ohne mit den Händen oder Füßen abzustützen, sitze nur auf dem Gesäß. Plötzlich - die Mitte.
Begib dich in eine einfache Position und durchdringe stufenweise einen Bereich zwischen den Armhöhlen bis in den großen Frieden.
Sieh, als sei es das erste Mal, einen schönen Menschen oder ein gewöhnliches Ding.
Den Mund leicht geöffnet, halte den Geist auf die Mitte der Zunge gerichtet. Oder wenn der Atem still einströmt, fühle den Ton HH.
Wenn du im Bett liegst, oder auf einem Stuhl sitzt, so lass dich gewichtslos werden, jenseits des Geistes.
In einem sich bewegenden Gefährt, beim rhythmischen Schwingen, erfahre. Oder wenn du in einem ruhigen Gefährt bist, lass dich selbst schwingen in langsamen, unsichtbaren Kreisen.
Indem du einfach in den blauen Himmel über den Wolken schaust, die heitere Gelassenheit.
Shakti, sieh allen Raum, als sei er bereits von deinem eigenen Kopf aufgesogen im Glanz.
Wachend, schlafend, träumend - erkenne dich selbst als Licht.
Im Regen während einer schwarzen Nacht - geh rein in diese Schwärze als die Form der Formen.
Wenn gerade keine mondlose Regennacht ist, so schließe die Augen und finde die Schwärze vor dir. Öffne die Augen und sieh die Schwärze. So verschwinden die Fehler für immer.
Sowie du den Impuls hast, etwas zu tun, halte an.
Konzentriere dich auf den Ton A-U-M ohne A oder M.
Intoniere still ein Wort, das mit AH endet. Dann entsteht mühelos im HH die Spontaneität.
Fühle, wie du selbst alle Richtungen durchdringst, fern und nah.
Stich mit einer Nadel irgendwo in deine nektarerfüllte Form und begib dich sanft in das Stechen.
Fühle: Mein Denken, Ich-heit, innere Organe - Ich.
Illusionen täuschen. Farben umschreiben. Selbst das Teilbare ist unteilbar.
Wenn der Wunsch kommt, denk über ihn nach. Dann, plötzlich, lass ihn fahren.
Vor dem Wünschen und vor dem Wissen - wie kann ich da sagen: "Ich bin"? Überlege. Löse dich auf in die Schönheit.
Mit deinem ganzen Bewusstsein am Beginn des Wünschens, des Wissens, erkenne.
O Shakti, jede besondere Wahrnehmung ist begrenzt und verschwindet in der Allmacht.
In Wahrheit sind die Formen nicht zu trennen. Nicht zu trennen sind das allgegenwärtige Wesen und deine eigene Form. Vergegenwärtige dir jegliches als aus diesem Bewusstsein geschaffen.
In Stimmungen extremen Verlangens sei ungestört.
Dieses sogenannte Universum erscheint als Gaukelspiel, als Bilderfolge. Um glücklich zu sein, musst du es so betrachten.
O Geliebte, richte deine Aufmerksamkeit weder auf Annehmlichkeit, noch auf Schmerz, sondern zwischen diese.
Wirf deine Verhaftung an den Körper weg und vergegenwärtige dir: Ich bin überall. Wer überall ist, ist voller Freude.
Objekte und Wünsche existieren in mir wie in anderen. Indem du sie solchermaßen annimmst, lass sie (ihre Natur) verändern.
Das Würdigen von Objekten und Subjekten ist bei den erleuchteten und unerleuchteten Menschen gleich. Der erstere hat eine Stärke: Er verharrt in der subjektiven Stimmung und verliert sich nicht an die Dinge.
Empfinde das Bewusstsein eines jeden Menschen als dein eigenes Bewusstsein. So, indem du das Interesse für das Selbst hinter dir lässt, werde jedes Wesen.
Im Denken an nichts wird das begrenzte Selbst unbegrenzt.
Glaube allwissend, allmächtig, allesdurchdringend.
Wie die Wellen mit dem Wasser kommen und die Flammen mit dem Feuer, so kommen die universellen Wellen mit uns.
Streife umher, bis du erschöpft bist, lass dich dann zu Boden fallen, und in diesem Fallen sei ganz.
Stell dir vor, du wirst stufenweise deiner Kraft oder deines Wissens beraubt. Im Augenblick des Beraubtwerdens transzendiere.
Horche, wenn die tiefste mystische Lehre mitgeteilt wird; die Augen still, ohne Blinzeln, werde plötzlich absolut frei.
Indem du die Ohren durch Zuhalten und den After durch Muskelanspannung verschließt, geh ein in den Ton des Tones.
Am Rande eines tiefen Brunnens schau festen Augen in die Tiefe bis - zur Herrlichkeit.
Wo immer dein Geist wandert, innen oder außen, an eben diesen Ort - dies.
Wenn du lebendiges Gewahrsein erfährst durch irgend einen deiner Sinne, so verbleibe in dem Gewahrsein.
Beim Beginn des Niesens, im Schrecken, in Angst, über einem Abgrund, in der Flucht vor einem Kampf, in extremer Neugierde, beim Erwachen des Hungers, beim Ende des Hungers - sei ununterbrochen gewahr.
Lass deine Aufmerksamkeit an einem Punkt ruhen, wo du vergangene Geschehnisse siehst, und ebenso wird deine Form, wenn sie ihre gegenwärtigen Eigenschaften verloren hat, verwandelt werden.
Schaue auf ein Objekt, dann ziehe langsam deinen Blick davon zurück, dann ziehe langsam dein Denken davon zurück. Dann.
Hingabe befreit.
Fühle ein Objekt vor dir. Fühle die Abwesenheit aller anderen Objekte außer dieses einen. Dann, indem du das Objekt-Fühlen und das Abwesenheit-Fühlen hinter dir lässt, erkenne.
Die Reinheit anderer Lehren ist für uns wie Unreinheit. In Wirklichkeit solltest du nichts als rein oder unrein betrachten.
Dieses Bewusstsein existiert wie jegliches Wesen, und sonst existiert nichts.
Sei der gleiche ungleiche gegen Freund wie gegen Feind, in Achtung und Missachtung.
Wenn eine Stimmung gegen jemanden oder für jemanden aufsteigt, so suche die Veranlassung dazu nicht in dem betreffenden Menschen, sondern bleibe auf die Mitte gerichtet.
Stell dir vor, du sinnst über etwas nach, was jenseits der Wahrnehmung liegt, jenseits des Nichtseins, Du.
Gehe ein in den Raum, ungestützt, ewig, bewegungslos.
Wo immer deine Aufmerksamkeit aufflammt, an diesem Punkt erfahre.
Begib dich hinein in den Klang deines Namens und durch diesen Klang in alle Klänge.
Ich existiere. Dies ist mein. Dies ist dies. O Geliebte, selbst in diesem wisse das Unbegrenzte.
Dieses Bewusstsein ist der Geist der Führung eines jeden. Sei dieser.
Hier ist eine Sphäre des Veränderns, Veränderns, Veränderns. Durch Verändern vernichte das Verändern.
Wie eine Henne ihre Küken bemuttert, so bemuttere du besonderes Wissen, besonderes Tun in der Wirklichkeit.
Da in Wirklichkeit Bindung und Freiheit relativ sind, gelten diese Worte nur für jene, die sich vor dem Universum fürchten. Dieses Universum ist eine Reflexion des Geistes. So wie man im Wasser viele Sonnen der einen Sonne sieht, so sieh Bindung und Lösung.
Jedes Ding wird durch Erkennen wahrgenommen. Das Selbst leuchtet im Raum durch Wissen. Erfahre ein Wesen als Wissender und Gewusster.
Geliebte, in diesem Augenblick lass Geist, Wissen, Atem, Form einbeschlossen sein.
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Ashtar-Linara